Bernd VI. von der Asseburg, genannt "der Reiche"
Unter den ersten Asseburger Herrschern auf dem Falkenstein nimmt Bernd VI. (1451 – 1524) sicher eine besondere Rolle ein. Mit dem Tod seines Vaters Hans II. von der Asseburg 1489 erbte er den Falkenstein und die nördlich des Harzes befindlichen Besitzungen Krottorf und Schermcke. Da aber auch sein Onkel Jakob II. von der Asseburg, seit der Güterteilung von 1472 Herrscher über die südlichen Besitzungen um Beyernaumburg und Sangerhausen, bereits zuvor ohne männliche Nachkommen verstorben war, vereinte Bernd VI. beide Herrschaften wieder unter sich. Auch schien er wenig konfliktscheu. Eine dieser Auseinandersetzungen – mit dem Stift Nordhausen - brachte ihm gar die Reichsacht durch Kaiser Maximilian I. ein. Erst auf Vermittlung durch den sächsischen Herzog Georg konnte dieser Zwist beigelegt werden.
Im Gegensatz zu seinem Großvater Bernd IV., der als Dienstmann des thüringischen Landgrafen überwiegend seine südlichen Besitzungen bewohnte, weilte Bernd VI. sehr häufig auf dem Falkenstein. Unter seiner Herrschaft wurde der dreigeschossige Fachwerkbau auf der Südseite errichtet, der auch die Küche umschloss. Eine ursprünglich den Fachwerkbau zierende und heute im Museum ausgestellte Sandsteintafel mit der Aufschrift „Bernt van der Asseborch 1491“ verweist hierauf. Auch gelang ihm eine zeitweilige Ausdehnung seiner Herrschaft über die Stadt und das Schloss Harzgerode, die Burg Anhalt sowie über den Ort Ballenstedt. Ob ihm diese Herrschaftsausweitung wohl den Beinamen „der Reiche“ einbrachte? Zumindest wird Bernd VI. mit der Sage um die Tidianhöhle in Verbindung gebracht.
Wie die Sage berichtet, entdeckte einst ein Schäfer, der in den Diensten des Herrn von Falkenstein stand, im Selketal den Eingang zu einer Höhle, die mit Gold angefüllt war. Der Schäfer füllte mit dem Gold seine Taschen und brachte seinen Schatz zu einem Goldschmied nach Magdeburg, der ihn hierfür fürstlich entlohnte. Nach einiger Zeit suchte auch der Falkensteiner den Goldschmied auf, um einen Ring schmieden zu lassen. Auf diesem Wege erfuhr er von dem Schäfer und seinem Fund. Der Falkensteiner ließ den Schäfer zu sich rufen, sich von der Höhle berichten und zu ihr bringen lassen. Um das Geheimnis der Höhle zu wahren und das Gold für sich allein zu beanspruchen, ließ der Herr von Falkenstein den Schäfer kurzerhand blenden.
Dennoch war Bernd VI. offenbar sehr gottesfürchtig und um sein Seelenheil besorgt. Er bedachte zahlreiche kirchliche Einrichtungen mit einer Spende, darunter auch das Kloster Konradsburg. Auf ihn geht die „Konradsburger Spende“ zurück, die das Kloster dazu verpflichtete, als Gegenleistung für jede Gabe am jeweiligen Todestag des Spenders Essen und Kleidung an Bedürftige zu verteilen.
Sein Ende hingegen verlief eher unrühmlich: der Legende nach soll Bernd VI. 1524 von einem Diener erschossen und durch ein geöffnetes Fenster gestürzt worden sein.